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Internationale Katastrophenhilfe

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Internationale Katastrophenhilfe

Am späten Abend des 08. September waren viele Bewohner der Region Al Haouz, eine bergige Gegend südlich von Marrakesch, Marokko, bereits zu Hause oder schon am Schlafen, als die Erde anfing zu Beben. In den kommenden Sekunden wird die Region vom stärksten instrumentell aufgezeichneten Erdbeben in Marokko, auf der Richterskala mit 6,4 M angegeben, erschüttert. Nur 19 Minuten später trifft ein Nachbeben die bereits aufgewühlte Gegend, Menschen, die zu dem Zeitpunkt auf den Straßen waren, werden von weiteren einstürzenden Gebäuden getroffen. Drei Tage später geben die marokkanischen Behörden die Opferzahlen mit 2.960 Menschen an. UNICEF spricht von 100.000 betroffenen Kindern. Die internationale Hilfe läuft nur sehr verzögert und sehr selektiv an.

Zwei Tage später erreichte der Medicane Daniel das lybische Festland, nachdem schwerste Regenfälle in Griechenland, der Türkei und Bulgarien bereits über 20 Todesopfer, Hunderttausend verendete Tiere und gewaltige Überschwemmungsgebiete zurückgelassen hatten. In Lybien kommt es zu den schwersten Regenfällen seit 40 Jahren, allein in al-Baida, werden 414 mm binnen 24 Stunden gemessen, wodurch 50 Menschen sterben. Auf Grund der Wassermassen brechen in Folge zwei Staudämme südlich von Darna und lassen 30 Millionen Kubikmeter Wasser frei, so dass es zu Überschwemmungen von bis zu 10 Meter kommt. Die ersten Todesmeldungen sprachen von 11.300 Toten, später wurden 4.540 Todesfälle offiziell bestätigt. Mehr als 880.000 Menschen sollen von der Flut betroffen gewesen sein. Hilfsangebote für die verwüstete Stadt kam aus der Türkei, den VAE und Ägypten. Auch Deutschland bot Unterstützung an.

Innerhalb weniger Tage erlebte die Welt zwei gewaltige Naturkatastrophen. Während bei der zweiten auf Grund der instabilen Lage im betroffenen Staat nur schwer geholfen werden konnte, wurde im ersten Fall viel angebotene Hilfe abgelehnt.

 

Aber was ist eigentlich internationale Katastrophenhilfe? Wer hilft hier wem, und wie kann geholfen werden? Was sind die rechtlichen Bedingungen, und wann stößt man an Grenzen der Hilfeleistung? Wird ad-hoc geholfen oder gibt es feste Strukturen? Welche Akteure sind da beteiligt und wie kann man selbst helfen?

All diese Fragen werden im nächsten BayZBE-Podcast aufgegriffen, mit der Veröffentlichung des ersten Teils am 22.02. auf allen Plattformen, auf denen man Podcast hören kann. Im März wird das Gespräch zwischen Christoph Schrott, dem Teamleiter Bildung im BayZBE, und Wilko Beinlich, zwar auch vom BayZBE, aber in der Rolle des studierten Experten für internationale Katastrophenhilfe, in einem zweiten Teil des Podcast weiter vertieft.

 

Das BayZBE trägt zwei „B“ im Namen, neben der Örtlichkeit als bayerische Initiative und Leuchtturmprojekt, die Eingrenzung des Einsatzfeldes, bei besonderen Lagen. Neben Lagen in Folge einer beabsichtigten Gewaltanwendung und einer Eigengefährdung für Rettungskräfte sind hier vor allem Großschadenslagen mit hoher Komplexität gemeint – also im Prinzip alle Naturkatastrophen, wie Hochwasser, Erdbeben, Waldbrände, die weitreichende Zerstörungen, eine hohe Anzahl an Opfern und eine mögliche Übersteigung der eigenen Wehrhaftigkeit auslösen – eine schwerwiegende Störung des Gemeinwesens. Wenn internationale Hilfeleistungen benötigt werden, sind diese Parameter ausgereizt, und für die örtlichen und externen Helfer bedarf es auf Grund der Komplexität, auch bei organisationsübergreifender, grenzübergreifender Zusammenarbeit fester Strukturen. Ziel ist es, im Großen, wie im kleinen, Leben zu retten, Leiden zu lindern und die Menschenwürde zu wahren.

Diese Ziele können im Vorfeld gestärkt werden, z.B. durch die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 oder den Verringerungs- und Verbesserungszielen im Sendai Framework, und müssen in der Lageentwicklung, durch Grundsätze der Humanitären Charta, aufrechterhalten werden. Und im Nachgang einer Katastrophe greifen dann möglicherweise Aspekte der Entwicklungshilfe, während die humanitäre Hilfe eher kurzzeitige Erfolge anstrebt: Nothilfe, Wiederaufbauhilfe und auch zivile Konfliktprävention.

 

Hilfe sollte gemäß den humanitären Grundprinzipien verteilt werden, Menschlichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit. Aber wie an den Eingangsbeispielen angedeutet, selbst wenn Hilfe gebraucht, Hilfe aus Drittstaaten angeboten, aber diese nicht angenommen oder auf Grund der geographischen oder einer instabilen politischen Lage, nicht die Betroffenen erreichen kann, stößt der internationale Hilfemechanismus an seine Grenzen. Wenn der humanitäre Zugang nicht gegeben ist, kann zwar an Entscheidungsträgern von betroffenen Staaten appelliert werden – aber es gilt, man hilft nur, wenn nach Hilfe gefragt wird. Erst bei schweren Menschenrechtsverletzungen müsste die internationale Staatengemeinschaft von der Pflicht der humanitären Intervention Gebrauch machen. Die Staaten selber haben gemäß allgemeinem Völkerrecht eine Schutzverantwortung zur Prävention, Reaktion und Wiederaufbau im Katastrophenfall.

 

Im Podcast wird neben einer Betrachtung der rechtlichen Grundlagen und Pflichten dann auch auf die Art der Hilfeleistung eingegangen. In welchen Clustern wird Hilfe geleistet, wer ist dafür verantwortlich und wie wird das finanziert? Allein 2022 sollen über 270 Millionen Menschen laut der Global Humanitarian Overview der UN bedürftig gewesen sein.

Wilko erzählt dann aus seiner Erfahrung bei der EU-Kommission im DG-ECHO den Prozess der Hilfeleistung durch den europäischen Katastrophenschutzmechanismus im Vergleich zu den globalen Strukturen von OCHA, UN. Welche Tools werden für den Informationsaustausch genutzt, wo sitzen die koordinierenden Stellen, wer meldet sich bei wem, und wie werden Bedarfe des Betroffenen mit den Angeboten der Hilfestellenden abgeglichen.

 

Während in Brüssel im ERCC eine 24/7 Echtzeitbeobachtung und Fernerkundungen mit den Ersuchen von Betroffenen Staaten zusammenlaufen und koordiniert werden, läuft zeitgleich der operative Teil irgendwo auf der Welt an: Speziell ausgebildete Teams halten Equipment vor und können innerhalb weniger Stunden zum Einsatzort fliegen. Hier ist es ähnlich wie beim erst eintreffenden RTW: Erstmal leisten auch die SAR-Teams die Arbeit im Reception Center, also die Registrierung eintreffender Helferteams und Verteilung des Equipments oder der humanitären Güter. Später übernehmen dann UNDAC-Team diese Verwaltung. In Folge läuft jede Naturkatastrophe relativ strukturiert ab, nach dem Scale-Up Prozess der UN, durch das Inter Agency Standing Committee, IASC, welches humanitäre Lösungsstrategien entwickelt. Zwei sektorübergreifende Schnellbewertungsphasen folgen aufeinander, bei denen ein Austausch mit den lokalen Behörden und die Bedarfserhebung der benötigten Cluster/Sektoren nach humanitären Gesichtspunkten getroffen werden: Umfang des Ereignisses, Komplexität, Dringlichkeit, Kapazitätsverfügbarkeit und Risiko der Nichterfüllung. Danach werden Prioritäten definiert, Finanz-Ressourcen zugewiesen und der ganze Apparat setzt sich sowohl operativ als auch von der Verwaltungsseite in Bewegung.

Christoph, der während der Aufzeichnung schon am liebsten selbst in einen Flieger zum nächsten Einsatzort gestürmt wäre, fragt dann doch noch mal genauer nach, an welcher Stelle in dieser Struktur man den helfen könnte. Da diese besonderen Katastrophen in ihrer Komplexität sehr vielschichtig sind, werden in der internationalen Katastrophenhilfe eine ganze Bandbreite an Akteuren gesucht, sei es auf der koordinierenden Seite für eine nationale Behörde oder auf EU-Ebene und bei der UN, oder als medizinisches Personal für Ärzte ohne Grenzen, die Rotkreuzbewegung oder als Helfer für eine NGO wie NRC, IRC, als SAR-Einsatzkraft für das THW oder ISAR. Elementar ist in allen Facetten die umfangreiche Vorbereitung, die Zusatzqualifikationen, die proaktiven Sicherheitsmaßnahmen und das Bewusstsein, dass man an potenzielle Einsatzkraft in einer Naturkatastrophe zusätzlich zu den bestehenden Qualifikationen erhalten sollte.

 

In Zeiten der immer stärker werdenden Klimakrise und einer Besiedelung von auch eher unwägbaren Gebieten, wird es in Zukunft immer öfters zu Naturkatastrophen mit extremen Folgen kommen. Beispiele aus den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, mit der richtigen Vorbereitung und einer gemeinsamen, internationalen Kraftanstrengung, mit der Formulierung und dem Hochhalten von Menschenrechten, Völkerrecht und Definition von Mindeststandards, der Optimierung von Prozessen wie dem Sendai Framework, der erhöhten Digitalisierung und fortschreitenden technischen Lösungen, werden wir immer besser und schneller Menschen nach Naturkatastrophen in gemeinsamen, koordinierten Aktionen, helfen können – Ziel ist es, dass die Weltgemeinschaft einen Bounce- Back-Better-Effekt kreieren kann, und dass jeder Betroffene, unabhängig von politischen Entscheidungen, schnellstmöglich Hilfeleistungen erhalten kann.  Am Beispiel des Erdbebens in Al Haouz, nicht erst nach 96 Stunden – denn dann sind Glücksfunde unter den Trümmern, wie nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien am 06. Februar 2023 die Ausnahme.

[SAVE THE DATE]

Nach einem erfolgreichen Auftakt von der FUNKE in Zeitlarn, geht es im Juni weiter in Rockenhausen.

Termine:
8. Juni 2024 in Rockenhausen, Rheinland-Pfalz
19. Oktober 2024 in Illertissen, Schwaben

Freuen Sie sich auf einen produktiven Austausch, der Expertise, visionäre Ansätze und praktische Lösungen vereint, um den Katastrophenschutz in einer zunehmend vernetzten Welt zu stärken.

Anmeldung unter fachtagung-funke.de

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[e-Learning]

Im Rahmen unserer Vorstellungsreihe der e-Learning's geht es heute um das Thema "Kommunikation und Social-Media"

Folgende Inhalte sind hier enthalten:

- Umgang mit Social Media in besonderen Einsatzlagen
- Rechtliche Grundlagen zum Umgang mit Social Media
- Besondere Regeln in der Krisenkommunikation

Das e-Learning ist optimal für alle Einsatzkräfte welche mit Social-Media arbeiten!

Wir stellen unsere e-Learnings gerne jedem Mitglied aus allen Hilfsorganisationen kostenfrei zur Verfügung. Dafür benötigt ihr einen Webcode für den Lerncampus. Bei Interesse schreibe uns gerne eine E-Mail an elearning@bayzbe.de

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[Synergy in Simulation]

Mit einer mehrstufigen Workshopreihe unter dem Motto „Transforming Training Together“ in Windischeschenbach und Wien wurde die Innovationspartnerschaft zwischen SIMStation und BayZBE eingeleitet.

Mit dem Ziel, die Zukunft des simulationsgestützten Trainings mitzugestalten, sollen Ideen ausgetauscht werden, Schnittstellen eröffnet und innovative Gadgets implementiert werden, um das Training für EK & FK ganzheitlicher und effektiver zu gestalten. So wurde über die Integration von Fremdhardware, Verbesserung der Usability durch Automation und Vereinfachung mit gleichzeitigem Leistungsausbau für das Trainerhandling und vieles mehr gesprochen – wir wollen schon heute das Training von morgen gestalten und Schulungen auf ein neues Level heben.

Seid dabei, wenn SIMStation und BayZBE in einer einzigartigen Symbiose gemeinsam die Zukunft des Simulationstrainings gestalten – zusammen schaffen wir Großes!

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[Präsenzlehrgang]

Im Rahmen unserer Vorstellungsreihe der Präsenzlehrgänge, stellen wir euch heute den Lehrgang "Basistraining Einsatztaktik LbEL" vor. Was sind die Lehrgangsinhalte und wer sollte den Lehrgang besuchen?

Lehrgangsinhalte:
- Erkennen einer lebensbedrohlicher Einsatzlage und Sensibilisierung
- Strukturiertes Vorgehen und Übernahme der Funktion "vorläufige Einsatzführung"
- Sensibilisierung Täter - Opfer
- Erkennen von Gefahrenquellen in lebensbedrohlichen Einsatzlagen wie z. B. Second Hit

Zielgruppe:
Alle Einsatzkräfte (alle medizinischen Qualifikationsstufen) aus allen Hilfsorganisationen.

Anmeldung: Direkt über unsere Homepage!

Wir freuen uns darauf euch im Lehrgang begrüßen zu dürfen!

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