Fachtagung Funke 2022 | “Vom Wasser überrollt”
Die diesjährige Fachtagung FUNKE, durchgeführt von der Versicherungskammer Stiftung in Kooperation mit dem BayZBE, stand ganz unter dem Motto Hochwasser und den Einsatzstrategien der beteiligten Akteure. Nach einer Corona bedingten Onlineveranstaltungsreihe im vergangenen Jahr konnte dieses Jahr der Austausch zwischen Einsatzkräften wieder in Präsenz stattfinden und markierte den Startpunkt für den Neuanfang des direkten Austausches.
Rund 90 VertreterInnen der Hilfsorganisationen, vom THW, der Feuerwehr, Bundeswehr und weiteren Organisationen, wie auch Spontanhelfer-Vereinen kamen am Samstag dem 23.04.2022 auf Einladung der VKS nach Markt Heroldsberg. Das Tagesprogram war gespickt mich Fach- und Erfahrungsberichten aus einem großen Spektrum – mit der Möglichkeit direkter Nachfrage, so dass viele Fachgespräche nicht nur auf der großen Bühne, sondern auch in den zahlreichen Netzwerkpausen geführt wurden. Einige der anwesenden Gäste brachten Erfahrungen des Einsatzes aus erster Hand mit, so dass viele der genannten „lessons learnt“ auf breite Zustimmung stießen.
Den Anfang machte Dirk Finzel vom DRK, mit einer anschaulichen Vorstellung der aufgetreten Problematiken und Auffälligkeiten in der Energieversorgung – den großen Bedarf an notwendiger Expertise bei solchen Großschadenslagen in diesem Bereich wurde mehr als deutlich.
Marco Saller, Kreisbrandrat des Landkreises Neustadt/WN, bot als nächster Redner ein anschauliches Bild über die Erkenntnisgewinne der Feuerwehr eines der ersten überregionalen Einsätze außerhalb des Freistaats– da diese Aspekte auch in der Hochwasseranalyse des BayZBE angerissen wurden, war vor allem der proaktive Ansatz, notwendige Maßnahmenpakete abzuleiten erfrischend offen. Ein weiterer Austausch und ein voneinander Lernen mit Feuerwehr und Hilfsorganisationen bietet sich hier an – wodurch wieder deutlich wurde, was für ein Mehrwehrt Netzwerktreffen wie die Fachtagung FUNKE allen interessierten Beteiligten bieten können.
Oberfeldwebel Nico von Malschitzki, als Sanitätsfeldwebel im Sanitätsdienst der Bundeswehr, brachte eine ganze neue Thematik als Redner ein: Die Instandsetzung von Friedhöfen als Unterstützungsleistung um die Totenruhe zu wahren, aber auch den Betroffenen Halt durch eine Anlaufstation für ihre Verwandten und Bekannten anzubieten. Dieser Bereich des Wiederaufbaus, eigentlich nicht im Aufgabenfeld der Hilfsorganisationen oder der Bundeswehr, ist trotzdem eine elementare Unterstützungsleistung für das Gesamtsystem und wurde von freiwilligen Reservesoldaten übernommen.
Abgerundet wurden die Fachvorträge durch eine Reihe von Kurzbeiträgen, wie dem Impulsvortrag von Christian Krams, Leiter Konzern Schaden, zur Schadenshäufigkeit und Schadensausmaß des Ahrtal-Hochwasser, den Grußworten des Ersten Bürgermeisters der Marktgemeinde Heroldsberg Jan König sowie des Vorstandsvorsitzenden der Versicherungskammer Stiftung, Dr. Frank Walthes, dem an dieser Stelle, genau wie der Moderatorin und Veranstaltungsorganisatorin Isabel Stier, Geschäftsführerin der Versicherungskammer Stiftung, ein großer Dank für die Fachtagung auszusprechen ist.
Während der gut verpflegten Pausen wurde immer wieder die Chance zum Netzwerken genutzt und auch die Möglichkeit ein Amphibienfahrzeug der Feuerwehr, dessen Anschaffung als direkte Reaktion auf das Hochwasser abzuleiten war, näher in Augenschein zu nehmen.
Im Anschluss führte Stefan Seitz, vom THW, die Zuhörer durch die Aufgabenfelder im Ahrtal für den THW – wie das Freiräumen eines mit Schienen ausgelegten Tunnels, der Verdichtung von Furt Anlagen und Aufbau von provisorischen Brücken, hin zu der Stützung von Gebäuden, so dass eine Entkernung organisiert stattfinden konnte. Auch hier wurde wieder deutlich, wie eng die beteiligten Akteure miteinander verknüpft waren im Einsatz – nur durch die Leistung des einen Verbandes konnte die Arbeit der anderen ermöglicht werden, oder große Umwege auf Grund der Zerstörung der Infrastruktur reduziert werden.
Eine besondere Ehre wurde den Gästen dann durch die Grußworte des Innenministers Joachim Herrmann, MdL, zu teil. Neben Dankesworten und der Bekräftigung, dass alle Katastrophenschutz-Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen müssen und dadurch die großartige Hilfe für die Gesellschaft, bereitgestellt durch das Ehrenamt, aufrechterhalten werden können, brachte er auch eine noch nicht näher definierte Liste von Maßnahmenpaketen mit, die zeitnah in den kommenden Jahren – als Lehre aus dem Hochwassereinsatz – umgesetzt werden müssen.
Diese Stichworte wurde durch den letzten Vortrag von Wilko Beinlich mit der Vorstellung der Hochwasseranalyse durch das BayZBE und der Beschreibung des seitdem angestoßenen gemeinsamen Prozesses von ASB, BRK, Johannitern und Maltesern aufgegriffen. Die 111 gemeinsam gewichteten Schlüsselfaktoren, die zurzeit in einer Workshopreihe mit Vertretern der HiOrgs in direkt abzuleitende Maßnahmenpakete transferiert werden, sollen zu einer Stärkung des bayerischen Katastrophenschutzes, der gesellschaftlichen Resilienz und der Einsatzwertigkeit und -fähigkeit der Helfer führen.
Die hauptsächliche Bestätigung des erfolgreichen Unterstützungseinsatzes durch die bayerischen Akteure wurde deutlich – gleichzeitig auf dem dringenden Handlungsbedarf nicht nur „Disaster Driven Policies“ zu erarbeiten, sondern proaktiv durch eine Sensibilisierung der Bevölkerung, durch die Stärkung der Einsatzkräfte und dem Ergebnistransfer aus dem Reallabor in neue, partizipative Ansätze und Strukturen den interdisziplinären Gedanken voranzutragen.
Insgesamt war die Fachtagung eine durchwegs gelungene Veranstaltung für Redner und Gäste – ein toller Austausch auf Arbeitsebene, der von den intensiven Erfahrungen aller Beteiligten gelebt hat. Das BayZBE freut sich bereits auf eine Neuauflage in diesem Herbst – unter einem noch zu benennenden Oberthema.
Unser Dank geht an die Versicherungskammer Stiftung für das großartige Angebot für die engagierten Teilnehmer und Frau Stier, die schwungvoll durch die Veranstaltung geführt hat sowie an Herrn Herrmann, für die Schirmherrschaft und damit großartige Unterstützung für den bayerischen Katastrophenschutz.
Autor: Wilko Beinlich, BayZBE Projektmanagement